Sport lebt von Emotionen – und von denen konnte man am Samstagabend in der Wolfskuhle einige durchleben. Der VVH empfing bei seinem ersten Heimspiel den VC Bitterfeld-Wolfen. Den BiWos aus Sachsen-Anhalt war von Spielbeginn an anzumerken, dass sie die Niederlage gegen Schüttorf spätestens seit dem 3:0 über Braunschweig bestens verkraftet hatten und nun auswärts die nächsten drei Punkte einfahren wollten.
Aber darauf waren die Humänner von Trainer Jens Bräkling vorbereitet. Mit druckvollen Aufschlägen setzten sie die Gäste im ersten Durchgang unter Druck (3:1), die wiederum in Gestalt von Zuspieler Travis Hudson gekonnt ihre Mittelangreifer einzusetzen wussten.
Unfreiwillig früh musste der VVH wechseln, weil Zuspieler Thomas Wojtczak und Mittelblocker Thies Ketelsen beim Stand von 5:6 ein Missverständnis am Netz hatten, infolge dessen der Humann-Zuspieler verletzt das Spiel abbrechen musste und nun erst einmal ausfallen wird. „Der Ausfall von Thomas wiegt schwer“, so Jens Bräkling und lobt zugleich Brar Ketelsens Leistung, der ohne Training für den verletzten Wojtczak hereinkam.
Scheinbar unbeeindruckt machten die VVHler weiter wie bisher und erspielten sich eine Drei-Punkte-Führung, die sie bis in die Schlussphase des ersten Satzes verteidigten. Auch ein zwischenzeitlicher Rückstand (21:22) hielt sie nicht davon ab, den ersten Satz schließlich für sich zu entscheiden.
Im zweiten Durchgang konnten sich die Humänner zwar immer wieder herankämpfen, jagten aber in unveränderter Aufstellung stets einem Rückstand hinterher (5:8; 12:16). Bei 17:21 kam Lukas Hußmann für Neuzugang Joris Köfler ins Spiel, der sich bei seinem Startsechs-Debüt in sehr guter Form präsentierte. Zwei Asse, zwei Blocks und die Wende schien greifbar nah, aber die Bitterfelder hielten stark dagegen und glichen aus.
Das Spiel war nun wieder offen und die Hausherren gefordert. Der dritte Abschnitt erinnerte vom Verlauf her an den zweiten (5:8; 8:12; 10:14), doch diesmal nutzten die Essener das berühmte Momentum für sich. Eine rote Karte gegen BiWo-Angreifer Marian Hruisk, der sich über eine Fehlentscheidung des Ersten Schiedsrichters Samuel Schoele aufregte, brachte den Ausgleich und noch mehr Stimmung in die Wolfskuhle. Dem späteren MVP Jan Holthausen war es überlassen, den Satz mit 26:24 für die Gastgeber zu entscheiden.
Der letzte Satz reihte sich nahtlos in die vorangegangenen ein: ein Schlagabtausch auf sehr spannenden Niveau, den die Humänner mit 25:23 für sich entschieden. „Wir haben alles reingelegt und wurden belohnt“, fasst Jens Bräkling zusammen. „Das Team hat die taktischen Vorgaben sehr gut umgesetzt und gegen das variable BiWo-Spiel sehr stark blockiert.“ Nun gelte es, Brar im Training wieder einzubinden sowie Annahme und Aufschlag zu stärken. Etablierte Spieler, wie David Wiesche, Matthäus Gawryluk und Lukas Hußmann, werden eine Pause bekommen, sodass Jugendspieler und Spieler mit bislang wenigen Spielanteilen sich zeigen können. Dabei steht das nächste Ziel bereits fest: Im WVV-Pokal wird es darum gehen, die ersten zwei Spiele gegen unterklassige Gegner zu gewinnen, um im Finale – wahrscheinlich gegen den Moerser SC – erneut einen Test auf Wettkampf-Niveau zu haben.