Der Volleyball-Zweitligist ist punktgleich mit dem Liga-Favoriten Tabellenführer. Doch nicht alles ist in Steele perfekt. Beschwerde an den OB.
Viertes Spiel, vierter Sieg – die Bilanz ist makellos. Mit dem 3:1 (25:21, 25:20, 16:25, 25:17) über TuB Bocholt hat der VV Humann in der 2. Volleyball-Bundesliga die Tabellenführung verteidigt. „Das ist ein richtig schönes Gefühl“, sagt Trainer Jens Bräkling. Kein Vergleich mit der Saison davor, als seine Mannschaft die ersten fünf Spiele verlor, vier davon allerdings erst im Tiebreak. Es wurde dennoch eine richtig gute Spielzeit, die auf Rang vier endete. „Wir haben definitiv in der Entwicklung einen weiteren Schritt nach vorn gemacht“, bewertet Bräkling den Status quo.
VV Humann eine Spitzenmannschaft? Man mag es kaum glauben, wenn man zur Konkurrenz blinzelt. Da gibt es Clubs, die kräftig investiert haben, um oben mitzumischen. Die Giesen Grizzlys zählen dazu, doch der VVH verpasste ihnen gleich zum Auftakt mit dem 3:0 einen Dämpfer.
CV Mitteldeutschland aber hängt den Humännern im Nacken. Beide sind sie punktgleich, das Team aus Sachsen-Anhalt hat lediglich zwei Sätze mehr abgegeben. „Sie sind das Nonplusultra in der Liga“, sagt der Humann-Coach über den amtierenden Meister, der damals auf den Aufstieg verzichtet hatte. Am 28. Oktober kommt es zum direkten Duell. „Dann wird sich zeigen, wie viel unsere Leistungen bisher Wert gewesen sind.“
Die Essener sind gewachsen, haben Selbstvertrauen und erledigen ihre Aufgaben inzwischen mit einer gewissen Selbstverständlichkeit. 2017 hat der VVH saisonübergreifend nur drei Spiele verloren, was die Gegner umso mehr anstachelt. Auch Bocholt war richtig heiß, hat versucht, die Serie zu brechen – und ist gescheitert.
Doch die Leidenschaft hat die Humänner ebenfalls erfasst, so dass sie durchaus schon mal über die 1. Bundesliga sinnieren. In der Saison 2003/04 waren sie dort die Exoten, stiegen ab und gleich wieder auf – und wieder ab. Und klar, wenn es wieder einmal klappte, die Humänner würden den Weg nach oben erneut gehen. Obwohl sie es sich gar nicht richtig leisten können. Finanziell könnten sie es vielleicht noch hinbiegen, „aber die Bedingungen in der Wolfskuhle sind katastrophal“, ärgert sich Jens Bräkling. Und das will der VV Humann so nicht mehr akzeptieren. Der Club wird in diesen Tagen einen Beschwerdebrief an den Oberbürgermeister abschicken.
„Die Halle ist nicht mehr tragbar, nicht für uns und für die Zuschauer auch nicht“, ereifert sich der Coach. Das erste Heimspiel gegen Hürth mussten die Essener an die Haedenkampstraße verlegen. Die Schreiner hatten den Boden in der Wolfskuhle zwar umgehend repariert, dann aber habe es Wochen gedauert, bis der Belag ausgelegt war und die Linien neu gezogen wurden. Die Mängelliste der Volleyballer ist lang: Es gibt kein WLAN in der Halle, was in der 1. Bundesliga Pflicht ist. Die sanitären Anlagen seien total veraltet, der Boden durch die Handballer, die diese Halle ebenfalls nutzen, ständig verharzt. „Und gegen Bocholt sind mehrmals die Sicherungen rausgeflogen. Zum Glück haben die Schiedsrichter keinen Eintrag gemacht.“ Selbst wenn Humann erstligatauglich wäre, die Spielstätte ist es nicht. Und sich der obligatorischen Vorlizensierung (1.November) zu stellen, macht unter diesen Umständen wenig Sinn.