Jens Bräkling hat offenbar ein feines Gespür für die Situation oder anders gesagt, er weiß seine Mannschaft sehr wohl einzuschätzen. „Jeder Satz, den wir holen, wäre ein Gewinn“, hatte der Coach des Volleyball-Zweitligisten vor dem Heimspiel gegen den Kieler TV prognostiziert. Zweckpessimismus war es nicht, denn am Ende des Vergleichs stand ein ziemlich klares 0:3 (12:25, 22:25, 20:25).
„Ich hätte mich gerne getäuscht, aber wir wissen dieses Ergebnis auch gut einzuordnen“, stellte Bräkling fest und wirkte dabei völlig unaufgeregt. „Kiel hat die Stärken, die uns noch vor zwei Spielzeiten selbst ausgezeichnet haben“, erklärte er. Die Norddeutschen sind eingespielt, ein gewachsenes Team, in dem die Abläufe stimmen, und das stets hochmotiviert an die Aufgaben herangeht.
Das soll nicht heißen, dass die Humänner bei ihrer Heimpremiere am Hallo weniger heiß waren. Aber sie Situation ist halt eine andere. Der VVH ist im Umbruch. Nachdem einige Leistungsträger aus verschiedenen Gründen ausgestiegen sind, müssen die jungen Spieler ran. Und die benötigen nun mal Zeit, um sich an das Zweitliga-Niveau heranzuarbeiten.
Aber nicht nur das. Gegen Kiel war klar, dass VVH auf den verletzte Hauptangreifer Jan Holthausen (Sportverbot bis Ende Oktober) und Libero Matthäus Gawryluk (Urlaub) verzichten musste. Zu allem Überfluss bekam Mittelblocker David Wiesche im Training Rückenprobleme und musste ebenfalls passen. „Damit hat ein weiterer Spieler mit Ruhe und Erfahrung gefehlt“, sagt Bräkling.
Also mussten Jannik Tertünte, Niklas Bach und Lucas Janscheid einspringen, die alle aus der eigenen A-Jugend stammen und parallel dazu auch noch für die dritte Mannschaft in der Oberliga aufschlagen. Wohl auch deshalb war zu Beginn eine gewisse Nervosität zu spüren. Humann bekam kein Bein auf die Erde und verlor den ersten Satz überdeutlich. „Danach fanden wir aber ins Spiel und haben gut mithalten“, fand Bräkling. „Unter Strich haben wir dann aber doch zu viele Eigenfehler gemacht.“ Aber immerhin sammelten die Youngster wertvolle Erfahrungen, wie das so ist gegen eine Top-Mannschaft der 2. Liga.
Der etwas eigenwillige Spielplan in der der 2. Volleyball-Bundesliga kommt den Humännern zugute. Drei Spiele haben sie absolviert, zwei verloren und eines – beim CV Mitteldeutschland – mit 3:1 gewonnen. Die nächste Aufgabe steht erst in knapp drei Wochen an beim FC Schüttorf (10. November). „Dann sind wir wieder einen Schritt weiter“, hofft Trainer Bräkling, der schon vor Wochen feststellte, dass die Saison für den VV Humann erst Mitte November richtig beginne.
VV Humann – Kieler TV 0:3 (12:25, 22:25, 20:25).
VVH: Wojtczak, Große-Westermann, B. Ketelsen, Köfler, Tertünte, Bach, Schön, Jux, Lu. Hußmann, Mücke, Janscheid. Wertvollster Spieler: Große-Westermann. Spielzeit: 73 Minuten.